Hundertbüchler Tracht

Hundertbüchler Tracht - Mädchen ("Med")

Die Hundertbüchler Tracht beinhaltet Trachtenmerkmale folgender drei Gegenden: der Hermannstädter Gegend, der Repser Gegend und dem Burzenland.

Auf den Fotos wird zum Einen die Kirchentracht gezeigt, die man ab der Konfirmation das ganze Jahr über – außer in den Wintermonaten – zum Gottesdienst trug; es ist die „Jungsächsische“, die man auch „blaue“ Tracht nennt. Diese ist in den dreißiger Jahren in Hundertbücheln heimisch geworden.

Zum Andern wird die weiß-schwarze Festtagstracht gezeigt, die bei besonders festlichen Anlässen, wie z. B. Hochzeiten, getragen wurde.

Der Borten ist  Erkennungszeichen des Standes und des Alters der Trägerin.

Die abgebildete Kirchentracht (Bild 1 und 2) besteht aus folgenden Einzelteilen:

Feines weißes Hemd – in der Mundart heißt es „schin Hemd“; ist eine weiße Bluse mit langen, über die Ärmelbündchen fallenden weiten Ärmeln und gereihtem Halsausschnitt

  • Blauer Miederrock – bis zu den Waden reichend – den oberhalb des Saumes ein umlaufendes Musterband ziert; vorne mit dem bunt bestickten Latz
  • Weißer Unterrock (auf dem Bild nicht zu sehen)
  • Weiße Schürze mit genetztem Einsatz und genetzter Spitze, ausgenäht mit einem Rosenmuster
  • Das „Patir-Band“ ist ein fünf bis sieben Zentimeter breites, bunt besticktes Samtband; es wird um den Kopf gelegt, im Nacken überkreuzt und über die Schultern nach vorne gezogen; die beiden Enden hängen vorne über, bis auf Taillenhöhe
  • Die Haare sind streng nach hinten gekämmt und zu einem Zopf geflochten
  • Der Borten („Buirten“) ist eine zylinderförmige Kopfbedeckung aus schwarzem Samt und hat eine Höhe von etwa 15 Zentimetern und eine Breite von 17 bis 20 Zentimetern. Hinten ist der Borten nicht ganz geschlossen; die Öffnung wird von zwei bunt bestickten Bortenbändern bedeckt, diese werden mit Perlennadeln am Borten festgesteckt. Insgesamt befinden sich vier bunt bestickte Bortenbänder aus Samt auf der Rückseite des Bortens, die beiden mittleren hängen bis zum Rocksaum, die beiden äußeren sind etwas kürzer. Trägt man den Kirchenmantel, dann werden die beiden mittleren Bänder unter den Kirchenmantel gelegt
  • Das „Handtuch“ ist ein mehrfach gefaltetes weißes Leinengewebe, seine Enden sind bunt bestickt und werden von Spitzen verziert; es wird über die beiden mittleren Bortenbänder gelegt und über die Schultern nach vorne gezogen
  • Es werden überwiegend schwarze Halbschuhe zur Tracht getragen; früher trug man schwarze, geschlossene, knöchelhohe Schnürschuhe

 Besonderheiten der Tracht:

  • Man trägt über der blauen Tracht – meistens im Frühling und im Herbst – eine langärmelige Jacke, aus dem gleichen Stoff wie der Rock
  • An dem „schin Hemd“ findet man einerseits genetzte Einsätze an den Ärmeln, als auch Faltenstickerei am Hals und am Ärmelbund

 Die abgebildete Festtagstracht (Bild 3 und 4) besteht aus folgenden Einzelteilen:

  • Feines weißes Hemd („schin Hemd“)
  • Das Leibchen “ det Loibel“ ist eine aus schwarzem Samt, bunt bestickte Weste; wird über dem „schin Hemd“ getragen und auf der linken Seite mit Druckknöpfen verschlossen
  • Weißer, weiter, angereihter Rock („schin Pendel)“ ist aus einem feinen Gewebe („schin Loiwend“) gefertigt
  • Weißer Unterrock (auf dem Bild nicht zu sehen)
  • Weiße Schürze, aus Leingengewebe („soksesch Loiwend“), mit schwarzer Kreuzstichstickerei
  • Der Spangengürtel – ein wertvolles Schmuckstück – besteht aus rotem Samt, einer silber- gold- farbenen Borte, darauf sind Messingbuckel angebracht; an dem Gürtelkettchen hängt ein rotes Band
  • Links und rechts, unter dem Spangengürtel durchgezogen, hängt jeweils ein Seidentuch mit Fransen
  • Das Patir-Band, ein gemustertes, bunt gewebtes Seidenband (aus der Zeit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts)
  • Der Borten mit den handbestickten Bortenbändern (die ebenfalls aus der Zeit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts stammen); die zwei mittleren langen Bänder sind rot-gemusterte Seidenbänder und die zwei seitlichen etwas kürzeren Bänder sind weiße, bunt bestickte Seidenbänder
  • Der Kirchenmantel ist aus schwarzem Stoff, seitlich bestickt; er wird über die Schultern gehängt und mit zwei Bändern am Rücken zusammengebunden

Besonderheiten der Region:

 Bis Ende der fünfziger Jahre waren die Mädchen am Tag der Konfirmation gebockelt (Bild 5); die Kirchentracht wurde damals erstmals an Ostern, dem Sonntag nach der Konfirmation, getragen

  • Der Spangengürtel wird eng um die Taille, über der schwarzen Weste getragen; die Messingschließen werden vorne, mittig, mit dem Gürtelkettchen zusammengehalten
  • Der Kirchenmantel gehört zur Kirchentracht, er wird zum Abendmahl und zum Gottesdienst bei Hochzeiten getragen
  • Der Borten gehört zur Kirchentracht, er wird – außer in den Wintermonaten – jeden Sonntag im Gottesdienst getragen und zum Gottesdienst bei Hochzeiten
  • Für die Stickerei an der schwarzen Weste, dem Patir-Band, den Bortenbändern, der Jacke und dem Latz an der blauen Tracht, wurden folgende Blumenmuster bevorzugt: Rose,  Nelke,      Edelweiß,  Mohnblume,  Kornblume,  Veilchen,  Vergissmeinnicht, sowie  Eichenlaub

Hundertbüchler Tracht - Burschen ("Knecht")

Ab der Konfirmation trugen die Burschen am Sonntag zum Gottesdienst eine schwarze Stoffhose, schwarze Schuhe, ein weißes Hemd, den Dolman und einen schwarzen Filzhut.

  • Auf den Fotos wird die Festtagstracht gezeigt, die die Burschen zu besonders festlichen Anlässen, wie z. B: Hochzeiten, Kronenfest oder Blasi (Faschingsball) trugen.

Die abgebildete Festtagstracht besteht aus folgenden Einzelteilen:

  • Das „sächsische Hemd“, ein weißes Leinenhemd mit langen, weiten Ärmeln; die Ärmelränder, die Schultern, der umgelegte Kragen und der Halsausschnitt sind schwarz bestickt
  • Die Krawatte ist aus Samt und deren beide Zipfel sind bunt bestickt
  • Die Stiefelhose ist aus feinem schwarzen Wollstoff gefertigt
  • Der „sächsische Riemen“ ist ein schmaler schwarzer Ledergürtel mit bunten Lederstreifen reich verziert
  • Die schwarzen Schaftstiefel sind aus Leder gefertigt
  • Der schwarze Filzhut
  • Der Dolman ist aus schwarzem Stoff gefertigt, mit eng anliegender Taille, mit ausladendem Schoß, Verschnürungen an der Brust, die Ärmelenden sind mit samtroten Aufschlägen besetzt
  • Der Mente, ein schwarzer wadenlanger Stoffmantel, mit hochstehendem Kragen und Verschnürungen an der Brust

Besonderheiten der Tracht:

  • Fast alles ist von Hand gefertigt
  • Alles ist von Hand bestickt
  • Dolman und Mente sind alte Erbstücke; da die Herstellung dieser Kleidungsstücke sehr kostspielig war, wurden sie oft von Generation zu Generation weitervererbt

 Besonderheiten der Gegend:

  • Breitrandiger schwarzer Filzhut; dieser wurde in den Wintermonaten durch eine Lammfellmütze ersetzt
  • Das Hemd wird in der Hose getragen

Zur Zeit der Schwestern- und Bruderschaft trugen die unverheirateten Burschen ab dem 24 Lebensjahr – wo sie aus der Bruderschaft ausschieden – nicht mehr den Dolman, sondern den Mente, während der Bräutigam dieses Kleidungsstück an seiner Hochzeit das erste Mal trug